Hausgeist - Kapitel 7
Nov. 8th, 2012 05:13 pm![[personal profile]](https://www.dreamwidth.org/img/silk/identity/user.png)
Fandom: Yu-Gi-Oh!
Pairing: Yami no Malik x Malik
Am nächsten Tag spürte Malik die Nachwirkungen der Geisterberührung. Zitternd und fiebrig lag er in seinem Bett und konnte sich kaum rühren. Seine Gliedmaßen schmerzten, die Augen tränten und brannten. Sie offen zu halten war eine Qual. Jedes Mal, wenn er hustete, hatte er das Gefühl seine Lunge wolle bersten. Mariku tat was er konnte um Malik zu helfen, doch als es ihm auch am zweiten Tag nicht besser ging, musste Malik seine Schwester anrufen. Auch wenn Mariku der Grund war, warum es ihm jetzt so schlecht ging, so war er doch froh ihn zu haben, denn alleine hätte er es nie zum Telefon geschafft. Zumindest nicht aufrecht. Isis war natürlich sofort zur Stelle und hatte auch Maliks Bruder Rishid im Schlepptau und so wie es aussah, auch ihre komplette Hausapotheke. Sie bevorzugte einfache Hausmittel vor Arztbesuchen.
„Hast du heute schon etwas gegessen?“, wollte sie wissen als sie sich auf den Bettrand setzte, das Tuch von Maliks Stirn nahm und ihre Hand anschließend darauf legte. Malik schüttelte den Kopf. „Getrunken?“ Sie nahm ihre Hand weg.
„Ein bisschen Tee“, krächzte Malik und wurde sofort wieder von einem Hustenanfall geschüttelt.
„Hast du dich übergeben?“ Wieder schüttelte Malik den Kopf. „Gut. Rishid, geh in die Küche und mach ihm eine Suppe.“
„Ich hab keinen Hunger“, mischte sich Malik ein, doch seine Schwester duldete keine Widerworte.
„Du musst was essen. Außerdem bist du glühend heiß. Hast du dich bei jemandem angesteckt?“
„Nein.“
„Wie lange bist du schon krank?“
„Seit gestern.“
„Gestern erst? Hast du nicht vorher schon was gemerkt?“ Malik schüttelte nur den Kopf. Es war anstrengend für ihn sich zu unterhalten. Er wollte wieder schlafen. Isis tauchte das Tuch wieder in das kalte Wasser und legte es zurück auf Maliks Stirn. Es war Marikus Tun gewesen, dass Malik das kühle Tuch auf der Stirn liegen hatte. Der Geist hatte es immer wieder selbst ausgetauscht. Er hatte Tag und Nacht an Maliks Bett gewacht und Malik hatte ihn noch nie so besorgt erlebt.
Unruhig schwebte Mariku zwischen Küche und Schlafzimmer hin und her. Er fühlte sich schuldig, weil Malik wegen ihm krank war, auch wenn er nichts dafür konnte. Er war zu unerwartet wieder immateriell geworden um sein Gleichgewicht rechtzeitig zu halten. Er hatte aber auch nicht damit gerechnet, dass Malik dadurch so krank wurde. Er hoffte, dass er schnell wieder gesund wurde.
Isis half ihrem kleinen Bruder dabei sich aufzusetzen als Rishid die Suppe brachte. Sie musste ihn füttern, da Maliks Hand zu stark zitterte. „Ich bleibe heute Nacht auf jeden Fall hier.“ Sie sah besorgt aus. „Mit so einem hohen Fieber ist nicht zu scherzen.“
„Mir ist kalt“, murmelte Malik.
Isis reichte Rishid den Löffel, damit er Malik weiter fütterte und schlug die Decke an Maliks Beinen zurück, damit sie seine haut berühren konnte. „Deine Beine sind auch eiskalt. Also Wadenwickel bringen da nichts.“
„Ich bin auch kein kleiner Junge mehr.“
„Das hat damit gar nichts zu tun.“ Sie deckte ihn wieder zu. „Hast du keine zweite Decke?“ Malik schüttelte den Kopf. „Wärmflasche?“ Wieder Kopfschütteln. Isis seufzte. „Na gut. Rishid, ich fahr später noch mal mit dir zurück um mehr Sachen zu holen.“ Sie packte mehrere Cremes aus ihrer Tasche und war auch sofort zur Stelle als Malik mit dem Essen fertig war. Sie schob sein Shirt nach oben.
„Ich kann mich selbst eincremen“, murrte der Junge, machte aber keine Anstalten seiner Schwester die Creme abzunehmen. Es war für ihn zu anstrengend seinen Arm zu heben. Malik sank zurück in sein Kissen und bekam wieder einen Hustenanfall. Der Geruch der Creme biss ihm in den Augen und er drehte den Kopf zur Seite.
„Ich mach dir noch den Tee und dann fahr ich erst mal wieder mit Rishid nach Hause.“ Sie strich ihm durch die Haare. „Morgen fühlst du dich bestimmt schon viel besser.“ Malik murrte nur. Seine Schwester stand auf und verließ das Zimmer um ihm seinen Tee zu machen. Rishid leistete ihm stattdessen Gesellschaft.
„Ich will zu einem Arzt.“
„Du kennst doch Isis, erst wenn du kurz vorm Sterben stehst, denkt sie vielleicht darüber nach“, schmunzelte sein großer Bruder.
„Ich bin kurz vorm Sterben.“ Wieder musste er husten. Er setzte sich dabei auf und beugte sich nach vorne. Für einen Moment dachte er, dass er sich übergeben musste, doch das war glücklicherweise ein Irrtum. Stöhnend sank er auf die Matratze zurück.
„Wenn’s dir morgen nicht besser geht, werd ich ihr ins Gewissen reden. So schlimm war’s ja noch nie.“ Malik strich sich den Lappen von der Stirn. Platschend fiel er in die Schüssel mit dem kalten Wasser. „Ich tausch mal das Wasser aus.“ Rishid nahm die Schüssel und verließ das Zimmer.
Malik seufzte als er alleine war und schlug die Augen auf als er einen schwachen Luftzug spürte. Mariku schwebte neben ihm. Seine Umrisse waren nur sehr schwach zu erkennen. „Wieso hab ich sie nur angerufen?“, flüsterte Malik seinem Geist zu. „Jetzt hab ich keine Ruhe mehr.“
„Vielleicht geht’s dir morgen wieder besser“, erwiderte Mariku ebenfalls flüsternd. Bevor Malik noch etwas sagen konnte kam seine Schwester zurück und Mariku verschwand.
„Hier, trink das.“
„Nein, der schmeckt widerlich.“
„Du hast noch gar nicht probiert.“
„Ich WEISS, dass er eklig schmeckt.“
„Du kommst nicht dran vorbei.“ Rishid kam mit frischem Wasser zurück. „Wenn ich wiederkomme, dann will ich, dass die Tasse leer ist!“ Sie legte ihm den frischgetränkten Lappen auf die Stirn. Ein paar Wassertropfen liefen Malik übers Gesicht, was er als sehr angenehm empfand.
Als er die Haustür zufallen hörte setzte sich Malik auf und griff nach der Teetasse. Er musste sie mit beiden Händen greifen um das Zittern auf ein Minimum zu reduzieren. Isis hatte die Tasse vorsorglich nur zur Hälfte gefüllt, doch Malik wusste, dass in der Küche noch mehr auf ihn wartete. Er verzog allein schon beim Geruch das Gesicht. Ein Schnupfen wäre jetzt von Vorteil. Mariku erschien wieder. „Was ist das?“
„Isis‘ Spezial-Kräutertee. Schmeckt total bäh!“
„Wieso trinkst du ihn dann?“
„Weil’s hilft.“ Er setzte die Tasse an und nahm einen tiefen Schluck. „Wäääh!“ Er verzog erneut das Gesicht, doch trank tapfer weiter bis die Tasse leer war. „Bäh! Bäh! Bäh!“ Er zog die Decke wieder hoch und rollte sich zusammen.
„Tut mir leid“, murmelte Mariku und Malik sah zu ihm auf.
„Es ist nicht deine Schuld.“
„Doch, eigentlich schon.“
„Aber du hast es nicht absichtlich gemacht.“ Er schloss die Augen wieder und gähnte. „Vielleicht ist das der wahre Grund für Fieber: Geister, die durch uns hindurchgehen.“ Er lachte leicht, doch das ging in einen erneuten Hustenanfall über. „Verdammt, ich fühl mich als würd ich krepieren.“
„Nein, du stirbst nicht. Das würd ich merken.“
Malik sah erneut zu ihm. „Wie meinst du das?“
„Na ja, als Geist spür ich das.“ Er zuckte mit den Schultern. „Die Alte zwei Stockwerke unter uns wird’s nicht mehr lange machen.“
„Wenigstens nicht ich. Machst du das Licht aus?“ Mariku tat wie ihm geheißen und Malik vergrub sich unter seiner Decke.
Die Rückkehr seiner Schwester bekam er nicht mit. Isis musste ihn erst aufwecken. Sie hatte kein Licht gemacht wofür Malik ihr sehr dankbar war. Sein Kopf pochte dumpf. „Ich hab dir noch ein paar Decken gebracht“, flüsterte Isis. „und Wärmflaschen.“ Sie schob erneut die Decke beiseite und legte zwei Wärmflaschen unter Maliks Beine. Die dritte legte sie ihm auf den Bauch. „Du musst jetzt richtig schwitzen.“ Sie breitete drei zusätzliche Decken über ihren Bruder aus. „Willst du noch Tee?“
„Schlafen“, murmelte Malik nur.
„Okay, wenn irgendwas ist, ich bin im Wohnzimmer, ja?“ Malik nickte nur. „Schlaf gut.“
Mitten in der Nacht schreckte Malik aus dem Schlaf und sank sofort wieder hustend auf die Matratze zurück. Es dauerte keine zehn Sekunden bis seine Schwester im Zimmer stand. „Malik? Bist du in Ordnung?“
„Nein“, hustete Malik.
Isis strich ihm über den Rücken. „Willst du noch mal Tee?“
„Nein.“
„Ich hol dir welchen.“
Als der Hustenanfall endete bezweifelte Malik Marikus Worte, dass er nicht sterben würde. Momentan fühlte er sich nämlich genau so. Vielleicht würde er ja auch ein Geist werden, dann konnte er mit Mariku zusammen sein. Fast hätte er gelacht, doch sein Körper entschied sich für Husten. Seine Schwester kam mit dem Tee zurück, doch Malik war nicht in der Lage ihn zu trinken. Tränen rannen ihm schon über die Wangen. Isis öffnete das Fenster, damit ihr Bruder frische Luft bekam.
Als er sich endlich wieder beruhigt hatte, legte sie ihm die Hand auf die Wange. „Es ist wohl besser, wenn wir morgen zu einem Arzt fahren. Ich mach mir wirklich Sorgen um sich.“ Malik machte sich auch Sorgen um sich, doch er schaffte es nicht etwas zu erwidern. Den Tee trank er diesmal ohne das Gesicht zu verziehen. Er tat ihm sogar richtig gut. „Soll ich bei dir im Bett schlafen?“
Malik schüttelte den Kopf. „Ich will nicht, dass du dich ansteckst“, krächzte er. Es war natürlich nicht möglich, dass Isis sich ansteckte da er ja keine Grippe im eigentlichen Sinn hatte, zumindest hoffte er das.
Am nächsten Morgen fühlte sich Malik immer noch nicht besser. Er hatte sogar das Gefühl als wäre das Fieber weiter gestiegen. Isis rief Rishid an, damit sie zusammen zum Arzt fuhren. Rishid musste Malik tragen, denn Maliks Beine weigerten sich immer noch sein Gewicht zu tragen. Er wusste nicht mal, ob ein Besuch beim Arzt wirklich etwas bringen würde, hatte er doch keine gewöhnliche Grippe. Zumindest ging er davon aus. Ob es wirklich an Mariku lag konnte er zwar nicht sicher sagen, aber der Zufall wäre groß.
Das Licht im Wartezimmer stach ihm in den Augen, doch auf eine Sache konnte man sich in einem Arztwartezimmer immer verlassen: es war totenstill. Malik zog den Kopf ein und vergrub seine Hände in den Ärmeln seines Pullovers. Obwohl es angenehm warm draußen und im Arztzimmer sogar richtig warm war, fror er immer noch. Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit bis er endlich an der Reihe war. Rishid stützte ihn auf den Weg ins Arztzimmer. Seine Beine fühlten sich an wie Pudding, doch er wertete es als ein positives Zeichen, dass er noch nicht husten hatte müssen. Der Arzt schickte seine Geschwister nach draußen.
„Würdest du bitte deinen Pullover ausziehen?“ Malik tat wie ihm geheißen und schauderte. Der Arzt berührte sein Gesicht und anschließend seine Oberarme und Brustkorb. „39,7°“, murmelte er und schob sein Stethoskop hoch. „Bitte tief einatmen.“ Malik nahm einen tiefen Atemzug. „Einmal husten, bitte.“ Doch beim einmaligen Husten blieb es nicht. Malik brauchte einige Minuten bis er sich wieder beruhigt hatte. „Hast du auch Schnupfen?“ Malik schüttelte den Kopf. „Atemschwierigkeiten?“ Wieder Kopfschütteln. „Kopf- und Gliederschmerzen?“ Diesmal nickte er. „Ich werde dir ein fiebersenkendes Medikament verschreiben. Viel Schlaf und viel Trinken, das ist wichtig.“ Malik schlüpfte wieder in seinen Pullover. „Du hast dich nur verkühlt. In ein paar Tagen bist du wieder fit, wenn du dich ausreichend ausruhst.“ Er schrieb ihn für die restliche Woche krank und Malik war froh als er wieder in seinem Bett lag. Er hörte seine Schwester zwar noch mit ihm reden, doch ihre Worten drangen nicht bis zu ihm vor. Es dauerte nicht lange und er war eingeschlafen.
Der nächste Tag brachte keine Besserung und Isis begann Malik richtig auf die Nerven zu gehen, deshalb war er froh, als sie einkaufen ging und er wieder etwas Zeit für sich selbst hatte. Von Mariku mal abgesehen. Der Geist hatte sich ruhig gehalten in letzter Zeit, doch immer wenn Isis nicht da war, tauchte er auf. „Geht’s dir noch nicht besser?“, wollte er wissen.
„Ein bisschen vielleicht“, antwortete Malik leise. „Ich glaube, der Husten ist nicht mehr ganz so schlimm.“ Er machte ein leidendes Geräusch. „Wie soll ich denn so meine Prüfungen schreiben? Mariku, hol mal meine Unisachen aus der Küche.“
„Du bist krank.“
„Widersprich mir nicht, sondern hol das Zeug. Ich muss lernen.“ Mariku zögerte einen Moment, dann verschwand er und kurze Zeit später schwebten Maliks Unterlagen ins Schlafzimmer und legten sich neben ihm auf dem Bett ab. „Danke.“ Malik setzte sich aufrecht hin und ordnete seine Notizen. Mariku schwebte neben ihm. Die Tabletten, die ihm der Arzt verschrieben hatte halfen gegen seine Kopfschmerzen, trotzdem war ihm immer noch kalt, auch wenn sein Gesicht ganz heiß war.
Es fiel ihm schwer sich zu konzentrieren und konnte sich nicht merken, was er las, doch er fühlte sich allein dadurch besser, dass er etwas machte. Schweigend schwebte Mariku neben ihm. Die Sonne schien ins Zimmer, erreichte sein Bett aber nicht ganz. Würde es ihm nicht so schlecht gehen, hätte Malik das als einen ganz angenehmen Tag empfunden.
Die angenehme Ruhe endete jedoch mit dem Geräusch der Haustür, die ins Schloss fiel. Er durfte sich eine kleine Standpauke von seiner Schwester anhören als diese seine Universitätsunterlagen sah.
„Ich muss irgendwas tun“, beschwerte sich Malik und hielt sich an seinen Papieren fest.
„Du brauchst Ruhe!“
„Dann geh nach Hause.“
Isis presste die Lippen aufeinander und entriss ihm seine Unterlagen. „Ich mach dir Tee.“
Als die Schlafzimmertür hinter ihr zufiel seufzte Malik. „War wohl zu hart.“ Er sank zurück.
„Ich wünschte auch, sie würde endlich wieder gehen.“
„Mach bloß keinen Blödsinn“, murmelte Malik und strich sich über die Stirn.
„Ich doch nicht“, flüsterte Mariku und wurde unsichtbar. Kurz darauf öffnete sich die Tür wieder und Isis kam mit einer Tasse herein. Geräuschvoll stellte sie die Tasse auf den Nachttisch und ging wieder ohne ein weiteres Wort. „Die ist sauer.“
„Auch das noch.“ Er nahm die Tasse und trank artig seinen Tee. „Ich muss mich entschuldigen.“ Malik stellte die Tasse zurück und schlug die Decke zurück. Er hatte inzwischen etwas mehr Kraft in den Beinen, nutzte aber trotzdem die Wand um sich abzustützen. Er blieb an der Tür zum Wohnzimmer stehen. Seine Schwester saß auf der Coach mit einem Buch in der Hand, doch Malik merkte, dass sie nicht las. „Isis?“
„Wieso bist du aufgestanden? Du sollst dich doch ausruhen.“ Sie klappte das Buch zu und drehte sich zu ihm um.
„Es tut mir Leid. Ich bin dankbar, dass du hier bist und dich um mich kümmerst.“
Isis stand auf und nahm ihren Bruder in die Arme. „Ich bin immer da für dich, aber jetzt leg dich wieder hin und ruh dich aus, sonst fessel ich dich ans Bett.“
„Steh ich drauf“, erwiderte Malik grinsend. Seine Schwester verpasste ihm einen Klaps gegen die Schulter. Leise lachend kroch Malik zurück in sein Bett.
„Stehst du drauf, hm?“ Malik musste den Geist nicht ansehen um zu wissen, dass er grinste.
„Eine Information, die du nie nutzen wirst.“
Mariku gab einen unzufriedenen Laut von sich. „Nur eine Stunde. Ich bräuchte nur eine einzige Stunde.“
„Mach dich nicht lächerlich, ich geb dir fünf Minuten. Höchstens.“
„Pah! Du hast ja keine Ahnung.“
„Ich werden’s wohl nie erfahren.“
„Mit wem sprichst du?“ Malik zuckte zusammen und drehte sich zur Tür, wo seine Schwester stand. Er sah neben sich, doch Mariku hatte rechtzeitig verschwinden können.
„Ich hab nur ein paar Unisachen wiederholt.“
Isis sah nicht begeistert aus. „Ausruhen!“
„Ja, Madam.“ Seufzend zog Malik die Decke hoch.
„Ich freu mich, dass es dir schon besser geht.“ Sie lächelte ihn an.
Der nächste Tag brachte endlich Linderung. Maliks Fieber war erheblich gesunken und außer einem Kratzen im Hals merkte er kaum noch etwas von seinem schlimmen Husten. Er fühlte sich jedoch immer noch schwächlich, aber nachdem er die letzten Tage fast nur im Bett verbracht hatte, war das nicht verwunderlich. Das einzige, was ihm noch Sorgen machte, war die Kälte. Er zitterte immer noch, doch er hoffte, eine heiße Dusche würde es besser machen. Er wickelte eine der Decken um sich und tapste aus dem Schlafzimmer. Da er aus dem Bad das Geräusch von fließendem Wasser hörte, ging er davon aus, dass seine Schwester gerade unter der Dusche stand. Er nutzte Zeit sich etwas zu essen zu suchen. Jetzt da er sich besser fühlte kam auch sein Hunger zurück.
„Mariku, du bist so still.“ Er schüttete Cornflakes in eine Schüssel und roch an der Milch. Er fand sie immer noch genießbar und goss etwas in seine Flakes. „Mariku?“ Der Geist brauchte eine Weile bis er auftauchte. „Was treibst du denn schon wieder?“
„Deine Schwester ist echt heiß.“
Malik hätte fast die Schüssel fallen lassen. „Hast du gespannt?“, fauchte er ihn an. Grinsend nickte Mariku. „Sonst geht’s dir noch gut, ja?“
„Mach ich bei dir auch immer.“
„Das ist meine Schwester!“
„Sie hat echt große...“ Der Löffel flog durch Mariku hindurch, prallte gegen die Wand und landete geräuschvoll auf den Boden. „Eifersüchtig?“
„Leck mich.“
„Wenn ich’s nur könnte.“ Bevor Malik noch mehr Gegenstände werfen konnte verschwand Mariku wieder. Kurz darauf kam Isis in die Küche.
„Was ist los?“ Sie hob den Löffel auf.
„Ist mir runtergefallen.“
„Und dann ans andere Ende des Raums geflogen?“
„Ich wollt’s aufheben und bin mit dem Fuß dagegen gestoßen.“
Isis lachte. „Du Tollpatsch.“ Sie legte den Löffel in die Spüle und gab ihm einen neuen, anschließend legte sie ihre Hand auf Maliks Stirn. „Fühlt sich schon viel besser an.“
„Ich fühl mich auch super.“ Ein kleines Husten folgte. „Na ja, ein bisschen zumindest.“ Sie lachten zusammen.
„Soll ich dir was Leckeres kochen heute Mittag?“
„Ja!“
„Koshari?“
„Jaa!“, stimmte Malik freudig zu. „Hatte ich schon ewig nicht mehr.“
„Du bist nur zu faul zum Kochen“, schmunzelte Isis.
Malik stellte die leere Schüssel in die Spüle. „Ich geh mal duschen.“
„Spannst du bei mir jetzt auch?“, murrte Malik während er sich auszog.
„Immer doch“, erwiderte Mariku. „Du wärst doch sauer, wenn ich nicht hier wäre, gib’s doch zu.“
„Träum weiter.“ Er drehte das warme Wasser auf und seufzte zufrieden.
„Bist du jetzt etwa sauer?“
„Wieso sollte ich?“ Seine Tonlage sagte Mariku, dass es besser war, wenn er das Thema nicht weiter vertiefte. Er hielt sich zurück während Malik duschte.
Malik schloss seine Augen. Das heiße Wasser tat ihm gut und das Gefühl der Kälte ließ nach, aber vielleicht war es auch die Wut, die er im Bauch hatte. Er konnte es nicht fassen, dass Mariku seine Schwester bespannt hatte. Wobei es doch auch wieder typisch Mariku war. Außerdem hatte er schon öfter gesagt, dass er früher eher weibliche Bettpartner hatte. Und war nicht auch eine Frau der Grund, warum er letztendlich gestorben war? Malik ließ den Kopf leicht hängen. Wieso interessierte sich Mariku dann überhaupt für ihn? Er wollte ihn fragen sobald Isis wieder weg war.
Als er aus der Dusche stieg legte sich gleich ein großes Handtuch um seinen Körper. „Danke.“ Er fühlte sich wieder ein Stück besser. Die gröbste Kälte war gewichen. Er vergrub sich in dem übergroßen, weichen Handtuch und kämmte sich die Haare. Er sah etwas blass aus und hatte tiefe Augenringe. Obwohl er die ganze Zeit nur im Bett gelegen und geschlafen hatte, hatte er sich trotzdem nicht wirklich ausruhen können. Wegen des Hustens war er immer wieder ständig aufgewacht.
Malik zog sich dicke Socken an, die er eigentlich nur im Winter trug, und auch entsprechende Pullover. Eine bequeme Jogginghose machte sein Gammeloutfit komplett. So würde er sich niemals vor die Tür wagen, aber er war krank, also durfte er auch scheiße aussehen. Außer seine Familie hatte ihn noch nie jemand so gesehen... und Mariku jetzt natürlich, aber Mariku hatte ihn schon in ganz anderen Situationen gesehen.
Nachdem er sich die Haare geföhnt hatte gesellte er sich wieder zu seiner Schwester ins Wohnzimmer. Seine Uniunterlagen lagen auf dem Tisch und er griff danach. „Du solltest dich lieber noch länger ausruhen und dich nicht damit beschäftigen.“ Sie wollte ihm die Papiere wieder abnehmen, doch Malik stand auf und streckte seine Arme in die Luft. Er war ein ganzes Stück größer als Isis, weshalb sie keine Chance hatte ihm die Unterlagen wieder abzunehmen,
„Ich schreib bald Prüfungen. Ich muss lernen.“
„Das kann sicher noch ein paar Tage warten.“
„Ich hab schon zu viel Zeit verloren.“ Er ließ sich auf die Couch fallen. „Ich hab keine Lust durchzufallen.“ Seufzend setzte sich Isis neben ihn. Sie hatte kapituliert.
Isis sah ihm immer wieder über die Schulter was Malik natürlich nicht entging. „Soll ich’s dir ein bisschen erklären?“
„Ach, du musst dich doch sicher konzentrieren.“
„Ist okay, so kann’s selbst noch wiederholen.“ Und so begann er ihr Tabellen und Kalkulationen zu erklären.
„Du verstehst kein Wort, oder?“, sagte er nach eine Weile.
„Nein.“ Isis lachte. „Ich mach dir lieber was zu essen.“ Sie küsste ihn auf die Wange und ging in die Küche. Malik rieb sich die Wange. Er hasste es, wenn sie das tat. Zumindest machte sie es inzwischen nicht mehr in der Öffentlichkeit. Die Blätter rutschten ein Stück über den Tisch. „Lass das“, murmelte er und sah zur Küchentür. Isis sollte nicht noch mal mitbekommen, dass er mit jemandem sprach. Wenigstens hatte sie ihn diesmal nicht auf irgendwelche sonderbaren Vorkommnisse angesprochen.
Malik war so sehr in seine Aufzeichnungen versunken, das Isis ihn ein paar Mal ansprechen musste bevor er reagierte. Er eilte in die Küche, denn inzwischen kam auch der Hunger wieder. „Es riecht fabelhaft“, schwärmte er.
„Ich hoffe, es schmeckt auch so.“ Isis füllte seinen Teller und Malik stürzte sich begierig auf seine Leibspeise.
„Lecker!“, sagte er nach dem ersten Bissen.
Als sein Teller zur Neige ging ließ er sich von Isis noch eine zweite Portion geben. „Es freut mich, dass du wieder solchen Hunger hast.“
„Ich fühl mich, als hätt ich tagelang nichts gegessen.“
„Du hast ja auch kaum was gegessen. Was meinst du, brauchst du mich noch?“
Malik hielt inne und sah seine Schwester an. Nachdenklich legte er den Kopf schief. „Ich denk nicht, mir geht’s ja schon wieder besser und ich entspann mich den Rest der Woche noch und dann kann ich am Montag wieder richtig durchstarten.“
„Gut, dann mach ich noch sauber bevor ich gehe. Hilfst du mir abspülen?“
„Oh, ich glaub ich leg mich lieber wieder hin. Ich muss mich noch ausruhen.“ Isis lachte und räumte den Tisch ab. Dabei konnte sie es nicht lassen ihm durch die Haare zu wuscheln.
„Du könntest mal wieder zum Friseur gehen. Sie sind schon wieder so lang.“
„Ich mag meine Haare so“, erwiderte Malik und richtete sich die Frisur wieder.
Eine Stunde später war es Zeit sich zu verabschieden. Malik umarmte seine Schwester. „Danke, dass du dich um mich gekümmert hast.“
„Nichts zu danken. Du bist doch mein kleiner Bruder, da muss ich doch auf dich aufpassen.“ Wieder strich sie ihm durch die Haare und lachte als Malik sie wütend ansah. „Wenn was ist, dann ruf mich wieder an, okay?“
„Sicher.“
„Gute Besserung.“ Sie gab ihm einen Kuss auf die Stirn und schloss die Haustür hinter sich.
Kaum war sie weg tauchte Mariku wieder auf. „Sie ist echt nett, so ne Schwester hätte ich auch gern, die mich umarmt.“
„Du hast nur an ihre Titten gedacht.“
„Oh ja“, gab Mariku grinsend zu und bereute seine Worte gleich drauf, Malik ging wütend an ihm vorbei. Mariku folgte ihm. „Aber dein Arsch ist viel geiler!“
„Soll mich das jetzt milde stimmen?“
„Ja sicher.“
Malik verdrehte die Augen und setzte sich wieder auf die Coach. „Verschwinde.“
„Hatten wir das nicht schon mal? Dein Arsch ist wirklich geil und dein...“
„Red gar nicht erst weiter“, unterbrach Malik ihn. „Ich will’s nicht wissen. Aber wenn du meine Schwester so geil findest, dann geh doch bei ihr spuken.“
„Du bist ja doch eifersüchtig.“
„Nein!“
„Und wie!“
„Fick dich.“
„Wenn ich’s könnte...“
„Jaja, dann würdest du’s tun. Wenn du so sehr auf Titten stehst, wieso machst du dich dann an mich ran?“ Er begann seine Notizen ohne ein bestimmtes System zu ordnen.
„Es ist ein Unterschied ob man jemanden mag oder nur ein paar Titten geil findet.“
Malik sah auf. „Du magst mich?“
„Fragst du mich das jetzt ernsthaft?“ Er sah Malik ungläubig an.
Malik wandte den Blick zur Seite. „Ich frag ja nur.“
„Ja, ich mag dich und ich bin nicht nur einfach nur geil auf dich. Sonst noch Fragen?“ Malik schüttelte den Kopf. „Und du magst mich auch.“
„Wer sagt das?“
„Oh, bitte. Das sieht ja sogar ein Blinder.“
„Na gut“, gab Malik zu und seufzte. „Nutzt uns nur nichts.“
Sie schwiegen sich an. Mariku schwebte sitzend neben ihm. „Aber danke, dass du dich anfangs um mich gekümmert hast.“
„Ich bin immer für dich da, auch wenn ich dich nicht anfassen kann.“ Sie sahen sich an und Malik beugte sich zu ihm. „Was hast du vor?“, fragte Mariku flüsternd.“
„Sshh.“ Kurz vor Marikus Lippen stoppte Malik. Mariku spürte die Wärme, die Maliks Körper ausstrahlte. Er schloss die Augen. Dieser geisterhafte Kuss fühlte sich realer an, als der Kuss, den sie erst vor ein paar Tagen hatten. Diesmal spürte er viel mehr von Maliks Gefühlen.
Fortsetzung folgt...
Pairing: Yami no Malik x Malik
Am nächsten Tag spürte Malik die Nachwirkungen der Geisterberührung. Zitternd und fiebrig lag er in seinem Bett und konnte sich kaum rühren. Seine Gliedmaßen schmerzten, die Augen tränten und brannten. Sie offen zu halten war eine Qual. Jedes Mal, wenn er hustete, hatte er das Gefühl seine Lunge wolle bersten. Mariku tat was er konnte um Malik zu helfen, doch als es ihm auch am zweiten Tag nicht besser ging, musste Malik seine Schwester anrufen. Auch wenn Mariku der Grund war, warum es ihm jetzt so schlecht ging, so war er doch froh ihn zu haben, denn alleine hätte er es nie zum Telefon geschafft. Zumindest nicht aufrecht. Isis war natürlich sofort zur Stelle und hatte auch Maliks Bruder Rishid im Schlepptau und so wie es aussah, auch ihre komplette Hausapotheke. Sie bevorzugte einfache Hausmittel vor Arztbesuchen.
„Hast du heute schon etwas gegessen?“, wollte sie wissen als sie sich auf den Bettrand setzte, das Tuch von Maliks Stirn nahm und ihre Hand anschließend darauf legte. Malik schüttelte den Kopf. „Getrunken?“ Sie nahm ihre Hand weg.
„Ein bisschen Tee“, krächzte Malik und wurde sofort wieder von einem Hustenanfall geschüttelt.
„Hast du dich übergeben?“ Wieder schüttelte Malik den Kopf. „Gut. Rishid, geh in die Küche und mach ihm eine Suppe.“
„Ich hab keinen Hunger“, mischte sich Malik ein, doch seine Schwester duldete keine Widerworte.
„Du musst was essen. Außerdem bist du glühend heiß. Hast du dich bei jemandem angesteckt?“
„Nein.“
„Wie lange bist du schon krank?“
„Seit gestern.“
„Gestern erst? Hast du nicht vorher schon was gemerkt?“ Malik schüttelte nur den Kopf. Es war anstrengend für ihn sich zu unterhalten. Er wollte wieder schlafen. Isis tauchte das Tuch wieder in das kalte Wasser und legte es zurück auf Maliks Stirn. Es war Marikus Tun gewesen, dass Malik das kühle Tuch auf der Stirn liegen hatte. Der Geist hatte es immer wieder selbst ausgetauscht. Er hatte Tag und Nacht an Maliks Bett gewacht und Malik hatte ihn noch nie so besorgt erlebt.
Unruhig schwebte Mariku zwischen Küche und Schlafzimmer hin und her. Er fühlte sich schuldig, weil Malik wegen ihm krank war, auch wenn er nichts dafür konnte. Er war zu unerwartet wieder immateriell geworden um sein Gleichgewicht rechtzeitig zu halten. Er hatte aber auch nicht damit gerechnet, dass Malik dadurch so krank wurde. Er hoffte, dass er schnell wieder gesund wurde.
Isis half ihrem kleinen Bruder dabei sich aufzusetzen als Rishid die Suppe brachte. Sie musste ihn füttern, da Maliks Hand zu stark zitterte. „Ich bleibe heute Nacht auf jeden Fall hier.“ Sie sah besorgt aus. „Mit so einem hohen Fieber ist nicht zu scherzen.“
„Mir ist kalt“, murmelte Malik.
Isis reichte Rishid den Löffel, damit er Malik weiter fütterte und schlug die Decke an Maliks Beinen zurück, damit sie seine haut berühren konnte. „Deine Beine sind auch eiskalt. Also Wadenwickel bringen da nichts.“
„Ich bin auch kein kleiner Junge mehr.“
„Das hat damit gar nichts zu tun.“ Sie deckte ihn wieder zu. „Hast du keine zweite Decke?“ Malik schüttelte den Kopf. „Wärmflasche?“ Wieder Kopfschütteln. Isis seufzte. „Na gut. Rishid, ich fahr später noch mal mit dir zurück um mehr Sachen zu holen.“ Sie packte mehrere Cremes aus ihrer Tasche und war auch sofort zur Stelle als Malik mit dem Essen fertig war. Sie schob sein Shirt nach oben.
„Ich kann mich selbst eincremen“, murrte der Junge, machte aber keine Anstalten seiner Schwester die Creme abzunehmen. Es war für ihn zu anstrengend seinen Arm zu heben. Malik sank zurück in sein Kissen und bekam wieder einen Hustenanfall. Der Geruch der Creme biss ihm in den Augen und er drehte den Kopf zur Seite.
„Ich mach dir noch den Tee und dann fahr ich erst mal wieder mit Rishid nach Hause.“ Sie strich ihm durch die Haare. „Morgen fühlst du dich bestimmt schon viel besser.“ Malik murrte nur. Seine Schwester stand auf und verließ das Zimmer um ihm seinen Tee zu machen. Rishid leistete ihm stattdessen Gesellschaft.
„Ich will zu einem Arzt.“
„Du kennst doch Isis, erst wenn du kurz vorm Sterben stehst, denkt sie vielleicht darüber nach“, schmunzelte sein großer Bruder.
„Ich bin kurz vorm Sterben.“ Wieder musste er husten. Er setzte sich dabei auf und beugte sich nach vorne. Für einen Moment dachte er, dass er sich übergeben musste, doch das war glücklicherweise ein Irrtum. Stöhnend sank er auf die Matratze zurück.
„Wenn’s dir morgen nicht besser geht, werd ich ihr ins Gewissen reden. So schlimm war’s ja noch nie.“ Malik strich sich den Lappen von der Stirn. Platschend fiel er in die Schüssel mit dem kalten Wasser. „Ich tausch mal das Wasser aus.“ Rishid nahm die Schüssel und verließ das Zimmer.
Malik seufzte als er alleine war und schlug die Augen auf als er einen schwachen Luftzug spürte. Mariku schwebte neben ihm. Seine Umrisse waren nur sehr schwach zu erkennen. „Wieso hab ich sie nur angerufen?“, flüsterte Malik seinem Geist zu. „Jetzt hab ich keine Ruhe mehr.“
„Vielleicht geht’s dir morgen wieder besser“, erwiderte Mariku ebenfalls flüsternd. Bevor Malik noch etwas sagen konnte kam seine Schwester zurück und Mariku verschwand.
„Hier, trink das.“
„Nein, der schmeckt widerlich.“
„Du hast noch gar nicht probiert.“
„Ich WEISS, dass er eklig schmeckt.“
„Du kommst nicht dran vorbei.“ Rishid kam mit frischem Wasser zurück. „Wenn ich wiederkomme, dann will ich, dass die Tasse leer ist!“ Sie legte ihm den frischgetränkten Lappen auf die Stirn. Ein paar Wassertropfen liefen Malik übers Gesicht, was er als sehr angenehm empfand.
Als er die Haustür zufallen hörte setzte sich Malik auf und griff nach der Teetasse. Er musste sie mit beiden Händen greifen um das Zittern auf ein Minimum zu reduzieren. Isis hatte die Tasse vorsorglich nur zur Hälfte gefüllt, doch Malik wusste, dass in der Küche noch mehr auf ihn wartete. Er verzog allein schon beim Geruch das Gesicht. Ein Schnupfen wäre jetzt von Vorteil. Mariku erschien wieder. „Was ist das?“
„Isis‘ Spezial-Kräutertee. Schmeckt total bäh!“
„Wieso trinkst du ihn dann?“
„Weil’s hilft.“ Er setzte die Tasse an und nahm einen tiefen Schluck. „Wäääh!“ Er verzog erneut das Gesicht, doch trank tapfer weiter bis die Tasse leer war. „Bäh! Bäh! Bäh!“ Er zog die Decke wieder hoch und rollte sich zusammen.
„Tut mir leid“, murmelte Mariku und Malik sah zu ihm auf.
„Es ist nicht deine Schuld.“
„Doch, eigentlich schon.“
„Aber du hast es nicht absichtlich gemacht.“ Er schloss die Augen wieder und gähnte. „Vielleicht ist das der wahre Grund für Fieber: Geister, die durch uns hindurchgehen.“ Er lachte leicht, doch das ging in einen erneuten Hustenanfall über. „Verdammt, ich fühl mich als würd ich krepieren.“
„Nein, du stirbst nicht. Das würd ich merken.“
Malik sah erneut zu ihm. „Wie meinst du das?“
„Na ja, als Geist spür ich das.“ Er zuckte mit den Schultern. „Die Alte zwei Stockwerke unter uns wird’s nicht mehr lange machen.“
„Wenigstens nicht ich. Machst du das Licht aus?“ Mariku tat wie ihm geheißen und Malik vergrub sich unter seiner Decke.
Die Rückkehr seiner Schwester bekam er nicht mit. Isis musste ihn erst aufwecken. Sie hatte kein Licht gemacht wofür Malik ihr sehr dankbar war. Sein Kopf pochte dumpf. „Ich hab dir noch ein paar Decken gebracht“, flüsterte Isis. „und Wärmflaschen.“ Sie schob erneut die Decke beiseite und legte zwei Wärmflaschen unter Maliks Beine. Die dritte legte sie ihm auf den Bauch. „Du musst jetzt richtig schwitzen.“ Sie breitete drei zusätzliche Decken über ihren Bruder aus. „Willst du noch Tee?“
„Schlafen“, murmelte Malik nur.
„Okay, wenn irgendwas ist, ich bin im Wohnzimmer, ja?“ Malik nickte nur. „Schlaf gut.“
Mitten in der Nacht schreckte Malik aus dem Schlaf und sank sofort wieder hustend auf die Matratze zurück. Es dauerte keine zehn Sekunden bis seine Schwester im Zimmer stand. „Malik? Bist du in Ordnung?“
„Nein“, hustete Malik.
Isis strich ihm über den Rücken. „Willst du noch mal Tee?“
„Nein.“
„Ich hol dir welchen.“
Als der Hustenanfall endete bezweifelte Malik Marikus Worte, dass er nicht sterben würde. Momentan fühlte er sich nämlich genau so. Vielleicht würde er ja auch ein Geist werden, dann konnte er mit Mariku zusammen sein. Fast hätte er gelacht, doch sein Körper entschied sich für Husten. Seine Schwester kam mit dem Tee zurück, doch Malik war nicht in der Lage ihn zu trinken. Tränen rannen ihm schon über die Wangen. Isis öffnete das Fenster, damit ihr Bruder frische Luft bekam.
Als er sich endlich wieder beruhigt hatte, legte sie ihm die Hand auf die Wange. „Es ist wohl besser, wenn wir morgen zu einem Arzt fahren. Ich mach mir wirklich Sorgen um sich.“ Malik machte sich auch Sorgen um sich, doch er schaffte es nicht etwas zu erwidern. Den Tee trank er diesmal ohne das Gesicht zu verziehen. Er tat ihm sogar richtig gut. „Soll ich bei dir im Bett schlafen?“
Malik schüttelte den Kopf. „Ich will nicht, dass du dich ansteckst“, krächzte er. Es war natürlich nicht möglich, dass Isis sich ansteckte da er ja keine Grippe im eigentlichen Sinn hatte, zumindest hoffte er das.
Am nächsten Morgen fühlte sich Malik immer noch nicht besser. Er hatte sogar das Gefühl als wäre das Fieber weiter gestiegen. Isis rief Rishid an, damit sie zusammen zum Arzt fuhren. Rishid musste Malik tragen, denn Maliks Beine weigerten sich immer noch sein Gewicht zu tragen. Er wusste nicht mal, ob ein Besuch beim Arzt wirklich etwas bringen würde, hatte er doch keine gewöhnliche Grippe. Zumindest ging er davon aus. Ob es wirklich an Mariku lag konnte er zwar nicht sicher sagen, aber der Zufall wäre groß.
Das Licht im Wartezimmer stach ihm in den Augen, doch auf eine Sache konnte man sich in einem Arztwartezimmer immer verlassen: es war totenstill. Malik zog den Kopf ein und vergrub seine Hände in den Ärmeln seines Pullovers. Obwohl es angenehm warm draußen und im Arztzimmer sogar richtig warm war, fror er immer noch. Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit bis er endlich an der Reihe war. Rishid stützte ihn auf den Weg ins Arztzimmer. Seine Beine fühlten sich an wie Pudding, doch er wertete es als ein positives Zeichen, dass er noch nicht husten hatte müssen. Der Arzt schickte seine Geschwister nach draußen.
„Würdest du bitte deinen Pullover ausziehen?“ Malik tat wie ihm geheißen und schauderte. Der Arzt berührte sein Gesicht und anschließend seine Oberarme und Brustkorb. „39,7°“, murmelte er und schob sein Stethoskop hoch. „Bitte tief einatmen.“ Malik nahm einen tiefen Atemzug. „Einmal husten, bitte.“ Doch beim einmaligen Husten blieb es nicht. Malik brauchte einige Minuten bis er sich wieder beruhigt hatte. „Hast du auch Schnupfen?“ Malik schüttelte den Kopf. „Atemschwierigkeiten?“ Wieder Kopfschütteln. „Kopf- und Gliederschmerzen?“ Diesmal nickte er. „Ich werde dir ein fiebersenkendes Medikament verschreiben. Viel Schlaf und viel Trinken, das ist wichtig.“ Malik schlüpfte wieder in seinen Pullover. „Du hast dich nur verkühlt. In ein paar Tagen bist du wieder fit, wenn du dich ausreichend ausruhst.“ Er schrieb ihn für die restliche Woche krank und Malik war froh als er wieder in seinem Bett lag. Er hörte seine Schwester zwar noch mit ihm reden, doch ihre Worten drangen nicht bis zu ihm vor. Es dauerte nicht lange und er war eingeschlafen.
Der nächste Tag brachte keine Besserung und Isis begann Malik richtig auf die Nerven zu gehen, deshalb war er froh, als sie einkaufen ging und er wieder etwas Zeit für sich selbst hatte. Von Mariku mal abgesehen. Der Geist hatte sich ruhig gehalten in letzter Zeit, doch immer wenn Isis nicht da war, tauchte er auf. „Geht’s dir noch nicht besser?“, wollte er wissen.
„Ein bisschen vielleicht“, antwortete Malik leise. „Ich glaube, der Husten ist nicht mehr ganz so schlimm.“ Er machte ein leidendes Geräusch. „Wie soll ich denn so meine Prüfungen schreiben? Mariku, hol mal meine Unisachen aus der Küche.“
„Du bist krank.“
„Widersprich mir nicht, sondern hol das Zeug. Ich muss lernen.“ Mariku zögerte einen Moment, dann verschwand er und kurze Zeit später schwebten Maliks Unterlagen ins Schlafzimmer und legten sich neben ihm auf dem Bett ab. „Danke.“ Malik setzte sich aufrecht hin und ordnete seine Notizen. Mariku schwebte neben ihm. Die Tabletten, die ihm der Arzt verschrieben hatte halfen gegen seine Kopfschmerzen, trotzdem war ihm immer noch kalt, auch wenn sein Gesicht ganz heiß war.
Es fiel ihm schwer sich zu konzentrieren und konnte sich nicht merken, was er las, doch er fühlte sich allein dadurch besser, dass er etwas machte. Schweigend schwebte Mariku neben ihm. Die Sonne schien ins Zimmer, erreichte sein Bett aber nicht ganz. Würde es ihm nicht so schlecht gehen, hätte Malik das als einen ganz angenehmen Tag empfunden.
Die angenehme Ruhe endete jedoch mit dem Geräusch der Haustür, die ins Schloss fiel. Er durfte sich eine kleine Standpauke von seiner Schwester anhören als diese seine Universitätsunterlagen sah.
„Ich muss irgendwas tun“, beschwerte sich Malik und hielt sich an seinen Papieren fest.
„Du brauchst Ruhe!“
„Dann geh nach Hause.“
Isis presste die Lippen aufeinander und entriss ihm seine Unterlagen. „Ich mach dir Tee.“
Als die Schlafzimmertür hinter ihr zufiel seufzte Malik. „War wohl zu hart.“ Er sank zurück.
„Ich wünschte auch, sie würde endlich wieder gehen.“
„Mach bloß keinen Blödsinn“, murmelte Malik und strich sich über die Stirn.
„Ich doch nicht“, flüsterte Mariku und wurde unsichtbar. Kurz darauf öffnete sich die Tür wieder und Isis kam mit einer Tasse herein. Geräuschvoll stellte sie die Tasse auf den Nachttisch und ging wieder ohne ein weiteres Wort. „Die ist sauer.“
„Auch das noch.“ Er nahm die Tasse und trank artig seinen Tee. „Ich muss mich entschuldigen.“ Malik stellte die Tasse zurück und schlug die Decke zurück. Er hatte inzwischen etwas mehr Kraft in den Beinen, nutzte aber trotzdem die Wand um sich abzustützen. Er blieb an der Tür zum Wohnzimmer stehen. Seine Schwester saß auf der Coach mit einem Buch in der Hand, doch Malik merkte, dass sie nicht las. „Isis?“
„Wieso bist du aufgestanden? Du sollst dich doch ausruhen.“ Sie klappte das Buch zu und drehte sich zu ihm um.
„Es tut mir Leid. Ich bin dankbar, dass du hier bist und dich um mich kümmerst.“
Isis stand auf und nahm ihren Bruder in die Arme. „Ich bin immer da für dich, aber jetzt leg dich wieder hin und ruh dich aus, sonst fessel ich dich ans Bett.“
„Steh ich drauf“, erwiderte Malik grinsend. Seine Schwester verpasste ihm einen Klaps gegen die Schulter. Leise lachend kroch Malik zurück in sein Bett.
„Stehst du drauf, hm?“ Malik musste den Geist nicht ansehen um zu wissen, dass er grinste.
„Eine Information, die du nie nutzen wirst.“
Mariku gab einen unzufriedenen Laut von sich. „Nur eine Stunde. Ich bräuchte nur eine einzige Stunde.“
„Mach dich nicht lächerlich, ich geb dir fünf Minuten. Höchstens.“
„Pah! Du hast ja keine Ahnung.“
„Ich werden’s wohl nie erfahren.“
„Mit wem sprichst du?“ Malik zuckte zusammen und drehte sich zur Tür, wo seine Schwester stand. Er sah neben sich, doch Mariku hatte rechtzeitig verschwinden können.
„Ich hab nur ein paar Unisachen wiederholt.“
Isis sah nicht begeistert aus. „Ausruhen!“
„Ja, Madam.“ Seufzend zog Malik die Decke hoch.
„Ich freu mich, dass es dir schon besser geht.“ Sie lächelte ihn an.
Der nächste Tag brachte endlich Linderung. Maliks Fieber war erheblich gesunken und außer einem Kratzen im Hals merkte er kaum noch etwas von seinem schlimmen Husten. Er fühlte sich jedoch immer noch schwächlich, aber nachdem er die letzten Tage fast nur im Bett verbracht hatte, war das nicht verwunderlich. Das einzige, was ihm noch Sorgen machte, war die Kälte. Er zitterte immer noch, doch er hoffte, eine heiße Dusche würde es besser machen. Er wickelte eine der Decken um sich und tapste aus dem Schlafzimmer. Da er aus dem Bad das Geräusch von fließendem Wasser hörte, ging er davon aus, dass seine Schwester gerade unter der Dusche stand. Er nutzte Zeit sich etwas zu essen zu suchen. Jetzt da er sich besser fühlte kam auch sein Hunger zurück.
„Mariku, du bist so still.“ Er schüttete Cornflakes in eine Schüssel und roch an der Milch. Er fand sie immer noch genießbar und goss etwas in seine Flakes. „Mariku?“ Der Geist brauchte eine Weile bis er auftauchte. „Was treibst du denn schon wieder?“
„Deine Schwester ist echt heiß.“
Malik hätte fast die Schüssel fallen lassen. „Hast du gespannt?“, fauchte er ihn an. Grinsend nickte Mariku. „Sonst geht’s dir noch gut, ja?“
„Mach ich bei dir auch immer.“
„Das ist meine Schwester!“
„Sie hat echt große...“ Der Löffel flog durch Mariku hindurch, prallte gegen die Wand und landete geräuschvoll auf den Boden. „Eifersüchtig?“
„Leck mich.“
„Wenn ich’s nur könnte.“ Bevor Malik noch mehr Gegenstände werfen konnte verschwand Mariku wieder. Kurz darauf kam Isis in die Küche.
„Was ist los?“ Sie hob den Löffel auf.
„Ist mir runtergefallen.“
„Und dann ans andere Ende des Raums geflogen?“
„Ich wollt’s aufheben und bin mit dem Fuß dagegen gestoßen.“
Isis lachte. „Du Tollpatsch.“ Sie legte den Löffel in die Spüle und gab ihm einen neuen, anschließend legte sie ihre Hand auf Maliks Stirn. „Fühlt sich schon viel besser an.“
„Ich fühl mich auch super.“ Ein kleines Husten folgte. „Na ja, ein bisschen zumindest.“ Sie lachten zusammen.
„Soll ich dir was Leckeres kochen heute Mittag?“
„Ja!“
„Koshari?“
„Jaa!“, stimmte Malik freudig zu. „Hatte ich schon ewig nicht mehr.“
„Du bist nur zu faul zum Kochen“, schmunzelte Isis.
Malik stellte die leere Schüssel in die Spüle. „Ich geh mal duschen.“
„Spannst du bei mir jetzt auch?“, murrte Malik während er sich auszog.
„Immer doch“, erwiderte Mariku. „Du wärst doch sauer, wenn ich nicht hier wäre, gib’s doch zu.“
„Träum weiter.“ Er drehte das warme Wasser auf und seufzte zufrieden.
„Bist du jetzt etwa sauer?“
„Wieso sollte ich?“ Seine Tonlage sagte Mariku, dass es besser war, wenn er das Thema nicht weiter vertiefte. Er hielt sich zurück während Malik duschte.
Malik schloss seine Augen. Das heiße Wasser tat ihm gut und das Gefühl der Kälte ließ nach, aber vielleicht war es auch die Wut, die er im Bauch hatte. Er konnte es nicht fassen, dass Mariku seine Schwester bespannt hatte. Wobei es doch auch wieder typisch Mariku war. Außerdem hatte er schon öfter gesagt, dass er früher eher weibliche Bettpartner hatte. Und war nicht auch eine Frau der Grund, warum er letztendlich gestorben war? Malik ließ den Kopf leicht hängen. Wieso interessierte sich Mariku dann überhaupt für ihn? Er wollte ihn fragen sobald Isis wieder weg war.
Als er aus der Dusche stieg legte sich gleich ein großes Handtuch um seinen Körper. „Danke.“ Er fühlte sich wieder ein Stück besser. Die gröbste Kälte war gewichen. Er vergrub sich in dem übergroßen, weichen Handtuch und kämmte sich die Haare. Er sah etwas blass aus und hatte tiefe Augenringe. Obwohl er die ganze Zeit nur im Bett gelegen und geschlafen hatte, hatte er sich trotzdem nicht wirklich ausruhen können. Wegen des Hustens war er immer wieder ständig aufgewacht.
Malik zog sich dicke Socken an, die er eigentlich nur im Winter trug, und auch entsprechende Pullover. Eine bequeme Jogginghose machte sein Gammeloutfit komplett. So würde er sich niemals vor die Tür wagen, aber er war krank, also durfte er auch scheiße aussehen. Außer seine Familie hatte ihn noch nie jemand so gesehen... und Mariku jetzt natürlich, aber Mariku hatte ihn schon in ganz anderen Situationen gesehen.
Nachdem er sich die Haare geföhnt hatte gesellte er sich wieder zu seiner Schwester ins Wohnzimmer. Seine Uniunterlagen lagen auf dem Tisch und er griff danach. „Du solltest dich lieber noch länger ausruhen und dich nicht damit beschäftigen.“ Sie wollte ihm die Papiere wieder abnehmen, doch Malik stand auf und streckte seine Arme in die Luft. Er war ein ganzes Stück größer als Isis, weshalb sie keine Chance hatte ihm die Unterlagen wieder abzunehmen,
„Ich schreib bald Prüfungen. Ich muss lernen.“
„Das kann sicher noch ein paar Tage warten.“
„Ich hab schon zu viel Zeit verloren.“ Er ließ sich auf die Couch fallen. „Ich hab keine Lust durchzufallen.“ Seufzend setzte sich Isis neben ihn. Sie hatte kapituliert.
Isis sah ihm immer wieder über die Schulter was Malik natürlich nicht entging. „Soll ich’s dir ein bisschen erklären?“
„Ach, du musst dich doch sicher konzentrieren.“
„Ist okay, so kann’s selbst noch wiederholen.“ Und so begann er ihr Tabellen und Kalkulationen zu erklären.
„Du verstehst kein Wort, oder?“, sagte er nach eine Weile.
„Nein.“ Isis lachte. „Ich mach dir lieber was zu essen.“ Sie küsste ihn auf die Wange und ging in die Küche. Malik rieb sich die Wange. Er hasste es, wenn sie das tat. Zumindest machte sie es inzwischen nicht mehr in der Öffentlichkeit. Die Blätter rutschten ein Stück über den Tisch. „Lass das“, murmelte er und sah zur Küchentür. Isis sollte nicht noch mal mitbekommen, dass er mit jemandem sprach. Wenigstens hatte sie ihn diesmal nicht auf irgendwelche sonderbaren Vorkommnisse angesprochen.
Malik war so sehr in seine Aufzeichnungen versunken, das Isis ihn ein paar Mal ansprechen musste bevor er reagierte. Er eilte in die Küche, denn inzwischen kam auch der Hunger wieder. „Es riecht fabelhaft“, schwärmte er.
„Ich hoffe, es schmeckt auch so.“ Isis füllte seinen Teller und Malik stürzte sich begierig auf seine Leibspeise.
„Lecker!“, sagte er nach dem ersten Bissen.
Als sein Teller zur Neige ging ließ er sich von Isis noch eine zweite Portion geben. „Es freut mich, dass du wieder solchen Hunger hast.“
„Ich fühl mich, als hätt ich tagelang nichts gegessen.“
„Du hast ja auch kaum was gegessen. Was meinst du, brauchst du mich noch?“
Malik hielt inne und sah seine Schwester an. Nachdenklich legte er den Kopf schief. „Ich denk nicht, mir geht’s ja schon wieder besser und ich entspann mich den Rest der Woche noch und dann kann ich am Montag wieder richtig durchstarten.“
„Gut, dann mach ich noch sauber bevor ich gehe. Hilfst du mir abspülen?“
„Oh, ich glaub ich leg mich lieber wieder hin. Ich muss mich noch ausruhen.“ Isis lachte und räumte den Tisch ab. Dabei konnte sie es nicht lassen ihm durch die Haare zu wuscheln.
„Du könntest mal wieder zum Friseur gehen. Sie sind schon wieder so lang.“
„Ich mag meine Haare so“, erwiderte Malik und richtete sich die Frisur wieder.
Eine Stunde später war es Zeit sich zu verabschieden. Malik umarmte seine Schwester. „Danke, dass du dich um mich gekümmert hast.“
„Nichts zu danken. Du bist doch mein kleiner Bruder, da muss ich doch auf dich aufpassen.“ Wieder strich sie ihm durch die Haare und lachte als Malik sie wütend ansah. „Wenn was ist, dann ruf mich wieder an, okay?“
„Sicher.“
„Gute Besserung.“ Sie gab ihm einen Kuss auf die Stirn und schloss die Haustür hinter sich.
Kaum war sie weg tauchte Mariku wieder auf. „Sie ist echt nett, so ne Schwester hätte ich auch gern, die mich umarmt.“
„Du hast nur an ihre Titten gedacht.“
„Oh ja“, gab Mariku grinsend zu und bereute seine Worte gleich drauf, Malik ging wütend an ihm vorbei. Mariku folgte ihm. „Aber dein Arsch ist viel geiler!“
„Soll mich das jetzt milde stimmen?“
„Ja sicher.“
Malik verdrehte die Augen und setzte sich wieder auf die Coach. „Verschwinde.“
„Hatten wir das nicht schon mal? Dein Arsch ist wirklich geil und dein...“
„Red gar nicht erst weiter“, unterbrach Malik ihn. „Ich will’s nicht wissen. Aber wenn du meine Schwester so geil findest, dann geh doch bei ihr spuken.“
„Du bist ja doch eifersüchtig.“
„Nein!“
„Und wie!“
„Fick dich.“
„Wenn ich’s könnte...“
„Jaja, dann würdest du’s tun. Wenn du so sehr auf Titten stehst, wieso machst du dich dann an mich ran?“ Er begann seine Notizen ohne ein bestimmtes System zu ordnen.
„Es ist ein Unterschied ob man jemanden mag oder nur ein paar Titten geil findet.“
Malik sah auf. „Du magst mich?“
„Fragst du mich das jetzt ernsthaft?“ Er sah Malik ungläubig an.
Malik wandte den Blick zur Seite. „Ich frag ja nur.“
„Ja, ich mag dich und ich bin nicht nur einfach nur geil auf dich. Sonst noch Fragen?“ Malik schüttelte den Kopf. „Und du magst mich auch.“
„Wer sagt das?“
„Oh, bitte. Das sieht ja sogar ein Blinder.“
„Na gut“, gab Malik zu und seufzte. „Nutzt uns nur nichts.“
Sie schwiegen sich an. Mariku schwebte sitzend neben ihm. „Aber danke, dass du dich anfangs um mich gekümmert hast.“
„Ich bin immer für dich da, auch wenn ich dich nicht anfassen kann.“ Sie sahen sich an und Malik beugte sich zu ihm. „Was hast du vor?“, fragte Mariku flüsternd.“
„Sshh.“ Kurz vor Marikus Lippen stoppte Malik. Mariku spürte die Wärme, die Maliks Körper ausstrahlte. Er schloss die Augen. Dieser geisterhafte Kuss fühlte sich realer an, als der Kuss, den sie erst vor ein paar Tagen hatten. Diesmal spürte er viel mehr von Maliks Gefühlen.
Fortsetzung folgt...